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  • Musterwiederholungen aus systemischer Sicht: Warum wir uns in vertraute Geschichten verstricken - und was das mit unserem Nervensystem zu tun hat

    Jede*r von uns kennt das: Wir geraten immer wieder in ähnliche Situationen. Ob im Job, in Partnerschaften oder Freundschaften - es scheint, als würde sich manches im Leben in Endlosschleife wiederholen. Wir wählen den gleichen Typ Mensch, erleben ähnliche Konflikte oder finden uns in Rollen wieder, die uns eigentlich nicht guttun. Häufig bemerken wir da erst rückblickend in einem Reflektionsprozess. Doch warum ist das so? Und wieso fühlt sich das trotz Leidensdruck oft so "sicher" an? In meiner Arbeit als systemische Therapeutin erlebe ich täglich, wie stark unbewusste Muster und die Suche nach innerer Sicherheit unser Erleben und Verhalten beeinflussen. Heute möchte ich dich einladen, einen systemischen Blick darauf zu werfen und zu verstehen, welche Rolle dein Nervensystem dabei spielt. Was sind Musterwiederholungen aus systemischer Sicht? Systemisch betrachtet bewegen wir uns nicht isoliert durchs Leben, sondern immer in Beziehung zu anderen Menschen und zu unseren Herkunftssystemen. Bereits in unserer Kindheit machen wir bestimmte Erfahrungen und erleben Herausforderungen, woraus sich Bewältigungsstrategien entwickeln können, um Bindung und Zugehörigkeit zu sichern (=psychologische Grundbedürfnisse nach Grawe). Diese Strategien schreiben sich tief in unsere inneren Landkarten (neuronale Verbindungen im Gehirn) ein und beeinflussen, wie wir später Beziehungen gestalten und Situationen bewerten. Sie formen damit unser Erleben und Verhalten und damit auch die Wirklichkeitskonstruktionen einer jeden Person. Wenn du z.B. in deiner Herkunftsfamilie gelernt hast, dass deine Bedürfnisse wenig Raum hatten und du für Harmonie sorgen musstest (Bewältigungsstrategie), wird es dir später möglicherweise schwerfallen, gesunde Grenzen zu setzen. Stattdessen wirst du dich womöglich immer wieder in überfordernden oder einseitigen Beziehungen wiederfinden. Diese Musterwiederholungen sind nicht bewusst gewählt, sondern unterliegen unbewussten Loyalitäten und Sicherungsstrategien, die einst sinnvoll waren – und heute überholt sind. Warum halten wir an alten Mustern fest, selbst wenn sie uns schaden? Unser Nervensystem richtet den Fokus auf Sicherheit, nicht auf "Glück". Das klingt paradox, ist aber ein überlebensbiologischer Mechanismus: Unser autonomes Nervensystem ist darauf ausgelegt, möglichst Vorhersehbares zu erleben, denn Unbekanntes könnte potenziell bedrohlich sein. Selbst schmerzhafte oder destruktive Muster geben dem System eine gewisse Stabilität und "Sicherheit", weil sie vertraut sind. Das erklärt auch, warum wir uns oft zu Menschen oder Situationen hingezogen fühlen, die alten Erlebnissen ähneln - nicht weil sie gut für uns sind, sondern weil unser Körper und vor allem unser Nervensystem sie kennt. Durch häufiger Wiederholungen (=Prägungen) fühlen sich die Erlebnisse sicher an. Das nennt man in der Traumatherapie auch „trauma bonding“. Sie führt dazu, dass sich für uns dysfunktionale Dynamiken wiederholen, wenn wir die dahinterliegenden Muster nicht bewusst wahrnehmen und unterbrechen. Welche Rolle spielt das Nervensystem dabei? Unser Nervensystem reguliert permanent, ob wir uns sicher, angespannt oder bedroht fühlen. Im autonomen Nervensystem gibt es drei zentrale Zustände: Ventral-vagaler Zustand: Wir fühlen uns verbunden, sicher und ausgeglichen. Sympathischer Zustand: Kampf- oder Fluchtmodus, wir sind aktiviert und unter Stress. Dorsal-vagaler Zustand: Rückzug, Erstarrung, Erschöpfung. Alte Beziehungserfahrungen und emotionale Prägungen beeinflussen, wie schnell wir in welchen Zustand wechseln - und wie lange wir darin verharren. Musterwiederholungen sorgen oft dafür, dass wir uns in bestimmten Systemzuständen „zu Hause“ fühlen. Ein Beispiel: Wer in der Kindheit gelernt hat, dass Nähe gefährlich ist, bleibt als Erwachsener lieber im sympathischen Alarmzustand oder im Rückzug, sobald jemand zu nah kommt - und wiederholt damit die alte Erfahrung der Distanzierung. Wie können wir Muster erkennen und verändern? Der erste Schritt ist immer das Bewusstwerden. In meiner therapeutischen Arbeit nutze ich dazu: Genogramm-Arbeit: Um Verstrickungen und wiederkehrende Beziehungsmuster sichtbar zu machen. Arbeit mit dem Familienbrett: Um Dynamiken im Familiensystem zu erkennen. Systemische Fragen: Die helfen, blinde Flecken aufzudecken und neue Perspektiven einzunehmen. Embodiment-Methoden: Um zu spüren, wo und wie sich alte Muster im Körper zeigen. Arbeit mit dem Nervensystem: Ressourcenübungen, Regulationstechniken und sichere Beziehungsangebote, um neue Erfahrungen zu ermöglichen. Denn: Veränderung geschieht nicht allein im Kopf, sondern im Erleben. Wenn wir uns in sicheren Beziehungen und therapeutischen Settings anders erfahren dürfen, kann das Nervensystem lernen, dass Nähe, Selbstbehauptung oder Verletzlichkeit heute nicht mehr gefährlich sind. Warum Wiederholungen kein Scheitern sind Viele meiner Klient*innen empfinden es als Versagen, wenn sie feststellen, dass sie „schon wieder in der gleichen Situation gelandet sind“. Ich sehe das anders: Wiederholungen sind ein Signal, dass ein Teil von uns nach Lösung sucht - auf dem Weg zu mehr Handlungsfähigkeit. Systemisch betrachtet versucht das System, einen unvollendeten Prozess abzuschließen. Mit jeder Wiederholung wächst die Chance, es diesmal bewusst anders zu machen. Fazit: Vertrautes ist nicht immer heilsam Musterwiederholungen haben ihren Ursprung oft in frühen Erfahrungen, die einst überlebenswichtig waren. Heute behindern sie uns vielleicht, doch sie können sich verändern, wenn wir uns ihrer bewusstwerden und das Nervensystem Schritt für Schritt neue, sichere Erfahrungen machen lässt. Dafür braucht es manchmal Mut, vor allem Geduld mit sich selbst und bei Bedarf eine beraterische oder therapeutische Begleitung. Denn Veränderung beginnt oft genau da, wo wir uns erlauben, innezuhalten, hinzusehen – und zu spüren, was wir wirklich brauchen. Möchtest du mehr über systemische Muster und ihre Auflösung erfahren? Oder herausfinden, welche alten Prägungen dich noch leiten? Dann melde dich gern für ein Erstgespräch bei mir oder abonniere meinen Newsletter „Systemgeschlüster“. Herzlich, Luisa

  • Jedes System – ein Mobile: Die systemische Perspektive auf Veränderung

    Stell dir ein Mobile vor: Ein kunstvoll arrangiertes Gebilde aus miteinander verbundenen Elementen, das sich sanft in der Luft bewegt. Sobald du eines der Elemente berührst, verändert sich das gesamte Gleichgewicht – das Mobile beginnt sich neu auszurichten, jede Bewegung eines Elementes bringt auch die anderen in Schwingung. Genau so funktionieren zwischenmenschliche Systeme wie Familien, Teams, Partnerschaften, Freundschaften (etc.). Jede Bewegung, jede Veränderung eines/einer Einzelnen hat Auswirkungen auf das gesamte System. Diese Vorstellung ist eine der zentralen Metaphern in der systemischen Therapie und Beratung. Systeme sind in Bewegung Systeme – seien es Familien, Arbeitsgruppen oder Freundeskreise – befinden sich nie in einem starren Zustand. Sie sind dynamisch und passen sich kontinuierlich an innere und äußere Veränderungen an. Das bedeutet, dass eine Veränderung bei einem Mitglied das gesamte System beeinflusst und eine Reaktion auslöst. So kann zum Beispiel ein Kind, das "auffälliges" Verhalten zeigt, ein Hinweis auf Spannungen oder Veränderungen im Familiensystem sein. Wechselwirkungen statt Einzelbetrachtung Die systemische Perspektive unterscheidet sich von anderen Ansätzen dadurch, dass sie den Fokus nicht nur auf einzelne Personen legt, sondern auf die Wechselwirkungen im gesamten System. Ähnlich wie bei einem Mobile ist es selten sinnvoll, nur ein Element isoliert zu betrachten. Statt nach einem „Schuldigen“ oder einer isolierten Ursache zu suchen, fragt die systemische Therapie: Wie beeinflussen sich die Mitglieder gegenseitig? Welche Muster und Dynamiken sind erkennbar? Stabilität und Veränderung – ein sensibles Gleichgewicht Jedes System strebt nach Stabilität – das Mobile bleibt im Gleichgewicht, solange keine äußere Kraft es in Bewegung setzt. Diese Stabilität kann hilfreich sein, wenn sie Sicherheit und Verlässlichkeit bietet. Doch manchmal bleibt ein System auch in ungesunden Mustern gefangen, weil Veränderungen als bedrohlich empfunden werden. Hier kann es helfen, bewusste Impulse zu setzen: Kleine Veränderungen in einem System können große Auswirkungen haben. Wenn eine Person beginnt, neue Wege zu gehen, reagiert das gesamte System darauf – und eröffnet damit Möglichkeiten für Entwicklung. Was bedeutet das für Veränderungsprozesse? Jede Veränderung hat Auswirkungen:  Wenn du dich veränderst, reagiert dein Umfeld darauf. Das kann herausfordernd sein, weil andere Menschen auf deine neue Haltung oder dein Verhalten reagieren müssen. Neue Perspektiven schaffen Bewegung:  Indem du bestehende Muster hinterfragst, kannst du unbewusste Dynamiken sichtbar machen und Veränderung ermöglichen. Kleine Schritte sind kraftvoll:  Oft reicht eine kleine Veränderung, um ein neues Gleichgewicht zu schaffen – sei es ein verändertes Kommunikationsmuster oder eine neue Herangehensweise an Konflikte. Verhalten hat gute Gründe: Jedes ergibt aus der individuellen Geschichte und dem Kontext heraus Sinn. Menschen handeln nicht grundlos. (Das bedeutet nicht, dass das Verhalten "gut" (Bewertung gut) ist. Fazit: Alles hängt zusammen Die Metapher des Mobiles erinnert uns daran, dass nichts im zwischenmenschlichen Zusammenleben isoliert betrachtet werden kann. Veränderung ist immer möglich – manchmal beginnt sie mit einer kleinen Bewegung, die das gesamte System in eine neue Balance bringt. Welche Veränderung möchtest du in deinem „Mobile“ anstoßen?

  • Verborgene Verpflichtungen: Die Macht unsichtbarer Loyalitäten erkennen

    Unsichtbare Loyalitäten sind ein faszinierendes Konzept aus der systemischen Therapie. (Buch: Unsichtbare Bindungen, Ivan Boszormenyi-Nagys und Geraldine Spark, 1981) Sie beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln oft unbewusst – und genau darin liegt ihre Kraft. In diesem Blogpost werfen wir einen Blick darauf, was unsichtbare Loyalitäten sind, wie sie sich zeigen und warum sie so bedeutsam für Beziehungen und Veränderungsprozesse sind. Was sind unsichtbare Loyalitäten? Der Begriff stammt aus der systemischen Familientherapie und beschreibt innere Bindungen und Verpflichtungen, die Menschen innerhalb ihres Familiensystems spüren. Diese Loyalitäten sind oft unausgesprochen und „unsichtbar“, können jedoch unser Verhalten und unsere Entscheidungen stark beeinflussen. Sie entstehen durch die Zugehörigkeit zu einer Familie, die Werte, Regeln, Erwartungen und unausgesprochenen Vereinbarungen mit sich bringt. Beispiel: Ein Kind, das in einem Familiensystem aufwächst, in dem Leistung hoch geschätzt wird, könnte das unbewusste Gefühl entwickeln, es sei nur durch ständige Übererfüllung von Erwartungen liebenswert. Wie zeigen sich unsichtbare Loyalitäten in Beziehungen? Unsichtbare Loyalitäten können sich auf unterschiedliche Weise in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen ausdrücken: Partnerschaft : Ein Partner/eine Partnerin könnte das Gefühl haben, nicht „so viel Glück“ empfinden zu dürfen, weil es in der Ursprungsfamilie viel Leid gab. Dadurch entstehen oft unbewusste Sabotagemuster. Eltern-Kind-Beziehung : Ein erwachsenes Kind fühlt sich vielleicht verpflichtet, die unerfüllten Träume der Eltern zu verwirklichen, auch wenn es den eigenen Wünschen widerspricht. Freundschaften : Manchmal äußert sich eine unsichtbare Loyalität in der Angst, alte Freunde zu „verraten“, wenn man sich persönlich weiterentwickelt. Was ist der systemische Blick darauf? In der systemischen Therapie wird davon ausgegangen, dass wir alle Teil von größeren Systemen sind – vor allem von Familien. Diese Systeme streben nach einem Gleichgewicht. Unsichtbare Loyalitäten sind eine Form dieses Ausgleichs, auch wenn sie für das Individuum manchmal belastend oder einengend wirken können. Dabei ergeben sich sowohl ein Gewinn, als auch ein Preis des Verhaltens. Therapeutisch gesehen geht es darum, diese Dynamiken sichtbar zu machen und zu verstehen: Welche unausgesprochenen Verpflichtungen existieren? Welche „Verträge“ haben wir unbewusst geschlossen? Wo entsteht durch diese Loyalitäten ein innerer Konflikt? Welche unausgesprochenen Erwartungen gibt es? Wie können sie Veränderungen im Weg stehen? Unsichtbare Loyalitäten können dazu führen, dass Menschen trotz intensiver Veränderungswünsche in alten Mustern verharren. Beispiele: Selbstsabotage : Ein Mensch scheut unbewusst Erfolge, weil diese als Verrat an der Familie empfunden werden könnten. Beziehungsmuster : Konflikte oder Beziehungsabbrüche wiederholen sich, weil eine Person unbewusst versucht, alte Familiendynamiken zu aufrecht zu erhalten. Berufliche Blockaden : Ein inneres Gefühl, den eigenen Platz nicht „verlassen“ zu dürfen, hindert daran, mutige Schritte zu gehen. Druck : Schuldgefühle können entstehen, weil die Erwartungen der Eltern nicht erfüllt werden, auch wenn diese nicht den eigenen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. Einladung zu einer neuen Perspektive Der erste Schritt, um aus diesen Dynamiken auszubrechen, ist das Bewusstmachen. Die Arbeit mit unsichtbaren Loyalitäten eröffnet die Möglichkeit, sich zu fragen: Wessen Erwartungen folge ich? Welche Überzeugungen trage ich mit mir, die vielleicht gar nicht meine eigenen sind? Wie kann ich meinen Platz im Familiensystem neu definieren, ohne die Zugehörigkeit zu verlieren? Eine neue Perspektive bedeutet nicht, die Loyalität zur Familie aufzugeben, sondern sie bewusst zu gestalten. Indem wir die unsichtbaren Muster erkennen und damit sichtbar machen, können wir neue Entscheidungen treffen, die sowohl uns selbst als auch dem System gut tun. Fazit:  Unsichtbare Loyalitäten sind ein kraftvolles Konzept, das hilft, innere Konflikte und wiederkehrende Muster zu verstehen. Sie laden uns ein, liebevoll auf unsere Ursprünge zu blicken und gleichzeitig mutig neue Wege zu gehen und uns damit zu befreien.

  • Kinder als Symptomträger

    Wenn Kinder "auffällig" werden, lohnt sich ein Blick auf das ganze System. Oft kommen Eltern mit der Frage in die Beratung: „Was stimmt nicht mit dem Kind?“  . Dabei ist vermutlich eine Grundannahme, dass das "Problem", welches beim Kind gesehen werden, individuell betrachtet werden muss. Das Verhalten eines Kindes, sei es aggressiv, ängstlich, auffällig ruhig, überangepasst, oder weist es Suchttendenzen auf, wird häufig als individuelles Problem wahrgenommen und damit isoliert betrachtet. Doch in der systemischen Perspektive schauen wir anders: Wir betrachten das Kind als Teil eines größeren Systems – meist der Familie, meist auch des schulischen oder sozialen Umfelds. Was bedeutet es, ein Symptomträger zu sein? Kinder werden oft dann zu Symptomträgern, wenn sie Spannungen, unausgesprochene Konflikte oder Ungleichgewichte in ihrem System übernehmen und sichtbar machen. Sie reagieren auf Dynamiken, die nicht bewusst angesprochen oder gelöst werden können. Ihr Verhalten dient dabei nicht selten der Stabilisierung des Systems, auch wenn es für die Beteiligten schwierig oder belastend erscheint. Ein Beispiel aus der Praxis Ein zehnjähriger Junge zeigt plötzlich starkes aggressives Verhalten in der Schule. Die Eltern berichten, dass er zu Hause oft Wutanfälle bekommt und mit seinem jüngeren Geschwisterchen grob umgeht. Im Gespräch mit der Familie stellt sich heraus, dass die Eltern in einer angespannten Beziehungssituation stecken, die sie jedoch vor den Kindern zu verbergen versuchen. Der Junge nimmt diese Spannungen unbewusst wahr und "spiegelt" sie durch sein Verhalten. Sein Verhalten ist eine Einladung, genauer hinzuschauen: Was braucht das System, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen? Wie hilft die systemische Sichtweise? Ressourcen statt Schuld:  Statt nach dem "Fehler" beim Kind zu suchen, betrachten wir, welche Stärken und Ressourcen in der Familie oder im Umfeld vorhanden sind. Zusammenhänge erkennen:  Die Frage lautet nicht: "Warum macht das Kind das?", sondern: "Für wen oder was macht es das?", sprich: "Was ist der gute Grund des Verhaltens?" Entlastung schaffen:  Oft entlastet es Eltern, wenn sie erkennen, dass das Verhalten des Kindes nicht "bösartig" oder "absichtlich schwierig" ist, sondern Teil einer größeren Dynamik. Die Rolle der Eltern Eltern können viel bewirken, wenn sie bereit sind, selbst hinzuschauen und Veränderungen anzustoßen. Eine zentrale Frage könnte sein: "Welche unausgesprochenen Themen oder Muster aus unserer eigenen Geschichte könnten unser Kind belasten?"  Hier setzt systemische Arbeit an, um einen Raum für Reflexion und Veränderung zu schaffen. Abschließende Gedanken Kinder als Symptomträger zu sehen, heißt nicht, ihnen die Verantwortung für familiäre oder systemische Probleme zuzuschreiben. Vielmehr geht es darum, ihre Signale ernst zu nehmen und zu verstehen, dass sie mit ihrem Verhalten oft den Wunsch ausdrücken, auf ungelöste Themen aufmerksam zu machen. Mit einer offenen Haltung und systemischen Impulsen können Eltern, Erziehende und Fachkräfte dazu beitragen, dass sich das System und damit auch das Kind wieder in Balance bringen können.

  • Familie, Gesellschaft, Beziehungen: Woher kommt unser Selbstwert?

    Unser Selbstwert ist kein feststehendes Konstrukt, sondern entsteht in einem dynamischen Prozess innerhalb unserer Beziehungen und Systeme im Laufe des Lebens. Die systemische Therapie betrachtet den Selbstwert nicht isoliert, sondern als ein Produkt sozialer Interaktionen, familiärer Prägungen und gesellschaftlicher Einflüsse. Doch wie genau entsteht unser Selbstwert aus systemischer Sicht? Selbstwert als relationales Konzept In der systemischen Perspektive ist der Selbstwert nicht etwas, das wir einfach "haben" oder "nicht haben", sondern etwas, das in Beziehungen entwickelt und aufrechterhalten wird. Unsere ersten Bindungserfahrungen in der Familie legen die Grundlage dafür, wie wir uns selbst wahrnehmen und bewerten. Spiegelung und Anerkennung : Kinder entwickeln ein Bild von sich selbst durch die Rückmeldungen, die sie von ihren primären Bezugspersonen erhalten. Werden sie mit Wertschätzung, Liebe und Anerkennung behandelt, entsteht ein positives Selbstbild. Loyalitäten und Muster : In vielen Familien gibt es unausgesprochene Regeln darüber, was wertvoll ist. Manchmal entwickeln Kinder ihren Selbstwert über Leistung oder Anpassung, um sich die Zugehörigkeit zu sichern. (Siehe Blogpost: Unsichtbare Loyalitäten) Transgenerationaler Einfluss : Die Selbstwertthemen werden oft über Generationen hinweg weitergegeben (=transgenerational). Wenn Eltern selbst ein fragiles Selbstwertgefühl haben, können sie dies unbewusst und unbeabsichtigt an ihre Kinder weitergeben. Selbstwert im Kontext sozialer Systeme Systemisch betrachtet, entsteht Selbstwert nicht nur in der Herkunftsfamilie, sondern auch durch weitere z.B. soziale Systeme wie Schule, Freundschaften und berufliche Netzwerke. Vergleich und Zugehörigkeit : Menschen messen ihren Selbstwert oft an äußeren Maßstäben. Das soziale Umfeld spielt eine große Rolle, indem es Normen vorgibt, die beeinflussen, wie wir unseren eigenen Wert bewerten. Narrative und Glaubenssätze : Die Geschichten, die in einem System über eine Person erzählt werden, können den Selbstwert stärken oder schwächen. Beispielsweise kann ein Kind, das ständig als "schwierig" bezeichnet wird, dies verinnerlichen und sich selbst als problematisch erleben. Gesellschaftliche Faktoren : Selbstwert wird auch durch gesellschaftliche Diskurse geprägt. Ideale und Erwartungen in Bezug auf Erfolg, Attraktivität oder Rollenbilder beeinflussen, wie Menschen ihren eigenen Wert einschätzen (z.B. Schönheitsideale des Zeitalters). Wie beeinflussen systemische Dynamiken den Selbstwert? Bindungsmuster : Eine sichere Bindung stärkt den Selbstwert, während unsichere oder ambivalente Bindungen oft zu Selbstzweifeln führen. Übernommene Rollen : Kinder, die früh Verantwortung übernehmen müssen, entwickeln oft ein Selbstbild, das stark von Leistung abhängt. Schuld und Loyalität : Manchmal ist ein niedriger Selbstwert eine unbewusste Form der Loyalität gegenüber der Familie, um sich nicht "über" andere zu stellen. Selbstwert stärken – Ein systemischer Ansatz Reflexion der eigenen Muster : Welche Botschaften über den eigenen Wert wurden übernommen, und welche davon dürfen losgelassen werden? Neue Narrative entwickeln : Eine bewusste Neugestaltung der eigenen Selbstwertgeschichte kann helfen, destruktive Muster zu durchbrechen. Ressourcen im System nutzen : Beziehungen, die Wertschätzung vermitteln, können helfen, ein positives Selbstbild aufzubauen. Abschließende Gedanken Der Selbstwert ist kein statisches Konstrukt, sondern ein sich wandelndes Produkt systemischer Wechselwirkungen. Eine systemische Perspektive auf den Selbstwert eröffnet die Möglichkeit, alte Muster zu erkennen und neue, wertschätzende Selbstbilder zu entwickeln.

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Luisa Peine

Private Praxis für systemische Beratung & Therapie: Einzel, Paare & Familien 
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