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Familie, Gesellschaft, Beziehungen: Woher kommt unser Selbstwert?

Unser Selbstwert ist kein feststehendes Konstrukt, sondern entsteht in einem dynamischen Prozess innerhalb unserer Beziehungen und Systeme im Laufe des Lebens. Die systemische Therapie betrachtet den Selbstwert nicht isoliert, sondern als ein Produkt sozialer Interaktionen, familiärer Prägungen und gesellschaftlicher Einflüsse. Doch wie genau entsteht unser Selbstwert aus systemischer Sicht?


Selbstwert als relationales Konzept


In der systemischen Perspektive ist der Selbstwert nicht etwas, das wir einfach "haben" oder "nicht haben", sondern etwas, das in Beziehungen entwickelt und aufrechterhalten wird. Unsere ersten Bindungserfahrungen in der Familie legen die Grundlage dafür, wie wir uns selbst wahrnehmen und bewerten.

  • Spiegelung und Anerkennung: Kinder entwickeln ein Bild von sich selbst durch die Rückmeldungen, die sie von ihren primären Bezugspersonen erhalten. Werden sie mit Wertschätzung, Liebe und Anerkennung behandelt, entsteht ein positives Selbstbild.

  • Loyalitäten und Muster: In vielen Familien gibt es unausgesprochene Regeln darüber, was wertvoll ist. Manchmal entwickeln Kinder ihren Selbstwert über Leistung oder Anpassung, um sich die Zugehörigkeit zu sichern. (Siehe Blogpost: Unsichtbare Loyalitäten)

  • Transgenerationaler Einfluss: Die Selbstwertthemen werden oft über Generationen hinweg weitergegeben (=transgenerational). Wenn Eltern selbst ein fragiles Selbstwertgefühl haben, können sie dies unbewusst und unbeabsichtigt an ihre Kinder weitergeben.


Selbstwert im Kontext sozialer Systeme


Systemisch betrachtet, entsteht Selbstwert nicht nur in der Herkunftsfamilie, sondern auch durch weitere z.B. soziale Systeme wie Schule, Freundschaften und berufliche Netzwerke.


  • Vergleich und Zugehörigkeit: Menschen messen ihren Selbstwert oft an äußeren Maßstäben. Das soziale Umfeld spielt eine große Rolle, indem es Normen vorgibt, die beeinflussen, wie wir unseren eigenen Wert bewerten.

  • Narrative und Glaubenssätze: Die Geschichten, die in einem System über eine Person erzählt werden, können den Selbstwert stärken oder schwächen. Beispielsweise kann ein Kind, das ständig als "schwierig" bezeichnet wird, dies verinnerlichen und sich selbst als problematisch erleben.

  • Gesellschaftliche Faktoren: Selbstwert wird auch durch gesellschaftliche Diskurse geprägt. Ideale und Erwartungen in Bezug auf Erfolg, Attraktivität oder Rollenbilder beeinflussen, wie Menschen ihren eigenen Wert einschätzen (z.B. Schönheitsideale des Zeitalters).


Wie beeinflussen systemische Dynamiken den Selbstwert?


  • Bindungsmuster: Eine sichere Bindung stärkt den Selbstwert, während unsichere oder ambivalente Bindungen oft zu Selbstzweifeln führen.

  • Übernommene Rollen: Kinder, die früh Verantwortung übernehmen müssen, entwickeln oft ein Selbstbild, das stark von Leistung abhängt.

  • Schuld und Loyalität: Manchmal ist ein niedriger Selbstwert eine unbewusste Form der Loyalität gegenüber der Familie, um sich nicht "über" andere zu stellen.


Selbstwert stärken – Ein systemischer Ansatz


  • Reflexion der eigenen Muster: Welche Botschaften über den eigenen Wert wurden übernommen, und welche davon dürfen losgelassen werden?

  • Neue Narrative entwickeln: Eine bewusste Neugestaltung der eigenen Selbstwertgeschichte kann helfen, destruktive Muster zu durchbrechen.

  • Ressourcen im System nutzen: Beziehungen, die Wertschätzung vermitteln, können helfen, ein positives Selbstbild aufzubauen.


Abschließende Gedanken


Der Selbstwert ist kein statisches Konstrukt, sondern ein sich wandelndes Produkt systemischer Wechselwirkungen. Eine systemische Perspektive auf den Selbstwert eröffnet die Möglichkeit, alte Muster zu erkennen und neue, wertschätzende Selbstbilder zu entwickeln.


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